Marjory Winkler, Geschäftsführerin des Westschweizer Vereins CIAO, hatte für das Update der Website ciao.ch folgenden Wunsch: den (Wieder)Aufbau einer Plattform, mit der sich Jugendliche identifizieren. Deshalb haben wir sie auch in die Entwicklung miteinbezogen. Es ist eine wahre Freude, zu sehen, dass sich die Anzahl der Besuche und Beiträge im Forum nach dem Go-live verzehnfacht hat! Rückblick auf ein grossartiges Projekt und eine tolle Zusammenarbeit in sieben Fragen.

Marjory Winkler, was bedeutet ciao.ch für dich?

ciao.ch ist eine Plattform für junge Menschen. Sie ist Teil einer Strategie zur Gesundheitsförderung, zur Prävention von Risikoverhalten und zum Jugendschutz.

Konkret ermöglicht ciao.ch Jugendlichen, sich zu informieren, sich unter Gleichaltrigen auszutauschen, die eigenen Kenntnisse anhand von Spielen zu testen. Und Fachpersonen aus dem jeweiligen Fachbereich Fragen zu stellen. Das Angebot ist anonym und kostenlos und garantiert eine Antwort innerhalb von zwei Arbeitstagen. Die Wahrung der Anonymität ist wahrscheinlich die grösste Herausforderung für uns als Plattformbetreiber. Sie erlaubt den Nutzer*innen, sich frei zu äussern und ohne Angst vor Verurteilung über die eigenen Sorgen zu sprechen.

ciao.ch ist aber mehr als ein Ort der Begegnung, denn die Plattform versorgt die Nutzer*innen auch mit Informationen in Form von Expert*innen-Artikeln. Diese Artikel haben stets die Förderung eines respektvollen Umgangs mit sich selbst und anderen sowie die Achtung der gegenseitigen Freiheit zum Ziel.

Die erste Version der Website stammt aus dem Jahr 1997 – was waren die grössten Herausforderungen?

Einerseits mussten wir entscheiden, was wir aus den alten Versionen übernehmen wollen und was neu entwickelt werden muss. Wir haben manchmal Surfgewohnheiten, die wir nicht hinterfragen. Wir haben also systematisch erörtert, ob dieses Surfverhalten, schlicht eine Gewohnheit oder tatsächlich nützlich ist.

Andererseits mussten wir die kontinuierliche Weiterentwicklung der Website in den kommenden Monaten und Jahren sicherstellen. Wir brauchten eine Technologie, die uns die Flexibilität gibt, um stets am Puls der Bedürfnisse und der Surfgewohnheiten der Jugendlichen zu bleiben. Die aktuelle Version ist die sechste Ausgabe von ciao.ch. Mit neuen Features, die teilweise direkt von den Jugendlichen verlangt werden, verbessern wir die Website laufend. Eine flexible Website ermöglicht auch ein besseres Investitionsmanagement in Bezug auf personelle und finanzielle Ressourcen.

Du hast Liip gewählt, um euren Verein bei diesem Abenteuer zu begleiten. Welche besonderen Fachkenntnisse und Werte hast du von uns erwartet?

Ihr habt uns mit eurem agilen Ansatz, eurer Erfahrung mit Grossprojekten und eurer Fähigkeit, Dinge zu hinterfragen, überzeugt.

Die Anforderungen unserer Ausschreibung waren beachtlich. Wir hatten eine Menge Ideen und eine weit zurückreichende Geschichte. Das Projekt erschien uns gewaltig! Mehrere Unternehmen haben uns Lösungen für statische Websites vorgeschlagen, ohne sich die Zeit zu nehmen, die Plattform zu verstehen. Im Gegensatz dazu hat uns Liip ein richtiges Projekt präsentiert. Ihr habt uns auch nach unseren Zielen und Prioritäten gefragt, um zu verhindern, dass ein «Monster» entsteht, das technisch und finanziell nicht tragbar ist.

Wir wussten, dass uns das Ergebnis nicht enttäuschen würde, wenn wir uns für eine Zusammenarbeit mit euch und eurer agilen Methode entscheiden. Denn ihr bietet keine vorgefertigten Lösungen an.

Welchen Impact hatte das Projekt?

Die Veröffentlichung dieser neuen Version wurde freudig erwartet. Sowohl die Jugendlichen als auch die Fachleute schätzten dieses Update. In kürzester Zeit stieg nicht nur die Zahl der Webseitenbesuche, sondern auch die Zahl der im Forum gestellten Fragen.

Die Begeisterung, die das Forum ausgelöst hat, war DIE grosse Überraschung (und die grösste Erfüllung!) des Projekts. Auf den früheren Versionen von ciao.ch wurde zum Austausch unter Gleichaltrigen nur selten vom Forum Gebrauch gemacht.

Im Rahmen dieses Redesigns haben wir auf eine maximale Vereinfachung gesetzt. Während 2017 weniger als 200 Nachrichten im Forum ausgetauscht wurden, wurden 2020 mehr als 32’000 Posts erstellt. Das ist der absolute Wahnsinn!

Die epidemiologische Lage hat dabei sicher auch eine Rolle gespielt. Trotzdem – wenn es nicht das passende Tool gewesen wäre, hätten es die Jugendlichen ganz einfach nicht genutzt.

Wie haben die Jugendlichen auf die neue Website reagiert? Hat sich mit dem neuen Auftritt von ciao.ch für sie etwas verändert?

Das neue Design wurde sehr positiv aufgenommen. Der erste Beitrag, der nach dem Go-live im Forum veröffentlicht wurde, kam von einem jungen Mann, der von der neuen Version begeistert war.

Für uns liegt der Erfolg darin, zu sehen, wie sich die Jugendlichen die Website zu eigen machen. Sie sprechen von einer CIAO-Community, von einer Familie.

Wenn du heute auf den zurückgelegten Weg schaust, was nimmst du aus diesem Abenteuer mit? Was würdest du heute anders machen, wenn du noch mal von vorn anfangen müsstest?

Was wir nicht alles geleistet haben, um die sechste Version von ciao.ch umzusetzen! Und wir sind nach wie vor so motiviert wie zu Beginn, die Plattform weiterzuentwickeln. Ich glaube, da spreche ich im Namen der Teams von CIAO und Liip!

Agilität und die Iterationen waren der Schlüssel, um rasch voranzukommen, den Erwartungen der Jugendlichen gerecht zu werden und ihr Feedback in jede Projektetappe einzubeziehen. Jede Pause zwischen den Sprints ist eine Gelegenheit, um die Anforderungen zu überprüfen und sie wieder neu an den Gesamtzielen auszurichten. Auf diese Weise behält man einen guten Überblick und erkennt Verbesserungspotenziale. Es handelt sich um eine gesunde und notwendige Vorgehensweise, die ich noch häufiger umsetzen werde.

Wie würdest du die Zusammenarbeit/das Projekt mit Liip in drei Worten ausdrücken?

Engagement, Vertrauen und Priorisierung!

Einige Wochen vor der offiziellen Lancierung der neuen Version von ciao.ch verlor ich kurz den Mut. Wir hatten bereits einen grossen Teil des Budgets verbraucht, das Redesign des Forums aber noch gar nicht in Angriff genommen. Das Team von Liip ist mit priorisierten Lösungen auf mich zugekommen und hat mich aufgemuntert. So wurde mir bewusst, dass die Teammitglieder bei Liip genauso engagiert bei der Sache sind wie wir bei CIAO. Das hat mir neuen Antrieb gegeben!