Ist Holacracy krisenresistent?
Seit 2016 arbeiten wir als Digitalagentur nach Holacracy â eine der bekanntesten Formen der Selbstorganisation. Immer wieder wurden wir in den vergangenen vier Jahren gefragt: Funktioniert diese Organisationsform auch in Krisen? Nach drei Wochen im Ausnahmezustand sagen wir JA, Selbstorganisation funktioniert auch in der Krise. Denn eine Krise ist nichts anderes als eine komplett neue Marktsituation â auf die sich das Unternehmen ausrichten muss. Und genau dafĂŒr wurde das System geschaffen. Das Krisenmanagement organisiert sich dabei radikal anders als bei klassischen Organisationen und ihrem Krisenstab.
Selbstorganisation zu COVID-19 Zeiten
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Krisenstab the Liipway
Von einem Krisenstab ist die Rolle des "Influenza Specialist" nicht weit entfernt. Allerdings sind bei uns nicht die hierarchisch wichtigen Personen im Krisenstab, sondern diejenigen, die die nötige Expertise fĂŒr diese Herausforderung besitzen. Wie immer in der Selbstorganisation: Nicht die Position wĂ€hlt dabei die Personen aus, sondern gute Argumente. Dabei ist die Selbstorganisation so ausgelegt, dass dies alles sehr schnell funktioniert. Innert eines Monats wurden verschiedene Szenarien angedacht und umgesetzt. Das TagesgeschĂ€ft musste sich der neuen Marktsituation anpassen, die rechtlichen Grundlagen Ă€nderten sich fast tĂ€glich. In klassischen KrisenstĂ€ben sind dazu oft bereits PlĂ€ne und Szenarien vorhanden. Bei uns gab es kein vorgefertigtes Krisen-Set-up. SĂ€mtliche AktivitĂ€ten und Szenarien sind fĂŒr alle Mitarbeitenden transparent.
Weil alle abgeholt sind, haben alle Mitarbeitenden die Möglichkeit auch in anderen Rollen mitzudenken. So werden viele kreative Ideen erzeugt und verfolgt - das ganze Unternehmen hat damit "skin in the game".
Informierte Mitarbeitende zahlen sich aus
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Kommunikation stÀrkt die Kultur
WĂ€hrend der ganzen Krisenkommunikation wird darauf geachtet, direkt nach der Pressekonferenz des Bundesrates zu kommunizieren. So können die Mitarbeitenden darauf vertrauen, nichts zu verpassen â und gleichzeitig ihrer Arbeit nachzugehen. Zu Beginn der Krise informierten die Updates primĂ€r ĂŒber die hygienischen Massnahmen und transportierten die Kampagne "so schĂŒtzen wir uns". In einer zweiten Phase folgten Informationen zu freiwilligem Home-Office welche kurze Zeit spĂ€ter in den Aufruf, zu Hause zu arbeiten wechselten. Diese proaktive Informationskultur hatte den Vorteil, dass die Mitarbeitenden frĂŒher als in anderen Organisationen zu Hause blieben. Sie haben schon frĂŒh gelernt, dass sie der Krisenkommunikation transparent, authentisch und schnell an alle Informationen gelangen. Diese Art der Kommunikation baut Vertrauen und LoyalitĂ€t auf. Die Mitarbeitenden spĂŒren das Engagement der Kommunikationsverantwortlichen und lernen, dass die Task-Force nicht alle Antworten kennt aber nichts zurĂŒckbehĂ€lt. Das gibt das Vertrauen, dass jede Lösung auch weiterentwickelt werden kann. Folglich konzentrieren sich die Personen in der Task-Force auf das Handling der Krise und alle anderen um ihren alltĂ€glichen Job. Das erhöht die ProduktivitĂ€t und das Vertrauen grundsĂ€tzlich â oder lĂ€sst beides nicht unnötig schwinden.
Digitalisierung jetzt erst recht
Als Digitalagentur mit fĂŒnf Standorten in der Schweiz sind Videokonferenzen und Slack als Chat Tool unser Standard Setup. Trotzdem lebt der BĂŒroalltag von physischem Austausch - an einer Brainstorming-Wall oder in einer klassischen Kaffeepause. All dies wurde wĂ€hrend der Coronakrise kurzerhand digitalisiert. Die Mitarbeitenden treffen sich zu virtuellen Kaffeepausen und ApĂ©ros, sogar Brainstormings mit bis zu 20 Leuten finden neu digital statt. Das hat sogar einen Vorteil: verstĂ€rkte standortĂŒbergreifende Interaktionen. Plötzlich sind alle dabei â nicht nur das BĂŒro ZĂŒrich, sondern auch St. Gallen oder Bern und es wird gemeinsam geplaudert. SelbstverstĂ€ndlich gibt es bei uns auch einen #thankyou Kanal in unserem Slack-Messenger. Nie zuvor wurde dieser Kanal reger benutzt. Dies zeigt, dass uns diese Krise noch nĂ€her zusammen bringt. Ăhnliches hören wir von unseren Kund∗innen. Sie danken uns fĂŒr unsere proaktive Kommunikation und das grosse Engagement.
Wir wissen nicht, was da noch alles auf uns zukommt. Wir wissen aber, dass wir zusammen stark sind â und dass Holacracy uns die Tools liefert, um fĂŒr die neue Welt parat zu sein.
Danke an Caroline und Sara fĂŒr den endlosen Support und Hannes fĂŒrs challengen dieses Themas.