Liebe das Problem, nicht die Lösung
Innerhalb von nur fünf Monaten wurde das Minimum Viable Product (MVP) mit wenig Geld, aber umso grösserer Wirkung entwickelt. Wie das ging? Mit dem Lean-Startup-Ansatz. Shari, eine ehemalige HR-Managerin aus der Privatwirtschaft, kam mit einer Idee auf uns zu. Sie wollte einen Marktplatz für Menschen aufbauen, die für ihre berufliche Tätigkeit einen Coach benötigen – eine Online-Coaching-Plattform. Wir haben rasch gemerkt, dass Shari hohe Ziele setzt und weit voraus denkt. Schon beim ersten Treffen hatte sie jede Menge Funktionen im Sinn. Als ich ihr zuhörte, dachte der Ingenieur in mir bereits an eine Vielzahl technischer Tools, die wir einführen könnten. Mein Kollege Jérémie, ein UX-Spezialist, entwarf in seinem Kopf bereits zahlreiche Wireframes und Designs. Das Projekt, das wir uns ausmalten, war mehrere hunderttausend Franken wert und verfügte aus technischer Sicht über viele innovative Features.
Da wir uns jedoch unserer beruflichen Voreingenommenheit bewusst waren, machten wir einen Schritt zurück und schlugen einen objektiven Prozess vor, um Sharis Geschäftshypothese zu testen: zuerst mit echten potenziellen Kund*innen sprechen und erst mit der eigentlichen Entwicklung beginnen, wenn ein Vertrag unterzeichnet ist.
Das haben wir dann auch gemacht.
Wie man herausfinden kann, was der Markt braucht
Leanstack (gegründet von Ash Maurya) ist das Tool, mit dem wir all ihre Geschäftsideen entwickelt haben – aufgeteilt in sieben Lean-Canvas-Feldern. Es gibt viele Möglichkeiten, mit dem Canvas-Ansatz zu arbeiten. Dabei ist die Methodologie bei weitem nicht so wichtig wie das Mindset. Und wir von Liip wollen digitale Produkte bereitstellen, die deine Nutzer lieben werden. Nachdem wir uns all diese Canvases angesehen hatten, war es an der Zeit, die Ideen in der Praxis zu testen. Im Rahmen von etwa 20 Interviews mit potenziellen Kund*innen passte Shari ihr Geschäftsmodell so lange an, bis jemand unter den Interessent*innen meinte: «Habt ihr eine Lösung für dieses Problem? Wenn ja, möchte ich sie als Erstes testen!» Natürlich sind wir von Liip spezialisiert auf die Durchführung unvoreingenommener und objektiver Nutzerinterviews. Es war toll, dass wir schon vor der eigentlichen Entwicklung einer Lösung wussten, was der Markt braucht.
«Liebe das Problem, nicht die Lösung»
Zuerst der MVP, dann die Skalierung
Mit diesen Informationen aus der Praxis ausgerüstet, haben wir einen hochwertigen, klickbaren Prototypen gebaut. Wir haben nicht mit einer massgeschneiderten Entwicklung begonnen, sondern mit SaaS-Lösungen in weniger als einer Woche ein funktionsfähiges MVP geschaffen. Anstatt zweihunderttausend Franken für eine schicke Website auszugeben, konzentrierten wir uns auf die «Must-haves» des Produkts. Dann gingen wir wieder auf zwei Interessent*innen zu, die beide bereits an Bord waren, bevor wir überhaupt etwas entwickelt hatten. Shari hatte nun herausgefunden, dass ihr Produkt aus unternehmerischer Sicht marktfähig war, bevor sie viel Geld investiert hatte.
Mit massgeschneiderter Entwicklung zum Erfolg
Als alle Bedürfnisse in der MVP-Phase erfasst waren, begannen wir damit, die massgeschneiderte Plattform zu bauen. Nun war es an der Zeit, Geld in weitere Features zu investieren, da ja bereits klar war, dass es einen Markt für das Produkt gibt. Natürlich war der Weg vom MVP bis zur endgültigen Plattform noch weit. Die the Plattform entwickelten wir mithilfe von Python und Django. Damit können Mitarbeiter*innen von Unternehmen sofort Coaches für bezahlte oder auch kostenlose Sitzungen buchen. Wie üblich hatten wir technische Herausforderungen zu meistern, doch innerhalb weniger Monate war die Website einsatzbereit.
Die beiden neuen Kund*innen, Unternehmen mit mehreren Tausend Mitarbeiter*innen, konnten wir dann bereits bei der ersten Nutzung der Plattform überzeugen. Man könnte meinen, dass dies ja naheliegend ist, schliesslich waren sie bereits an Bord, als sie den klickbaren Prototypen gesehen hatten. Aber genau diese Entwicklungsphase einer digitalen Anwendung ist entscheidend für den Erfolg eines Produkts. The A-Coach zählt inzwischen ein Dutzend Kunden, Tendenz steigend.