Christoph Zech, Digital Officer IDW der Stadt Winterthur, hat seine Perspektiven zu dieser bahnbrechenden Technologie an einem Liip-Kundenevent in St. Gallen unter dem Motto „KI ohne Blabla“ geteilt.Die Stadtverwaltung Winterthur untersucht, wie sich generative KI auf ihre Arbeit auswirkt. Um das Potenzial und die Risiken weiter zu erforschen, unterstützte Liip ein Innovationsprojekt.
Im Rahmen des Projekts „Generative KI Assistenz für Winterthur“ wurden Anwendungsfälle identifiziert, die sich positiv auf die Arbeitseffizienz, die Qualität und die Zufriedenheit der Bürger*innen auswirken. Ziel war es, die Mitarbeitenden für das Thema zu sensibilisieren und essenzielle Grundlagen zu schaffen.
Wir arbeiteten mit verschiedenen Abteilungen in einem gemeinsamen Innovationslabor, um nutzer*innenzentrierte Use Cases für generative KI zu entwickeln. Durch Experimente in einer geschützten Umgebung wurden diese für die Mitarbeitenden der Stadt Winterthur greifbar gemacht. Die aktive Einbindung ermöglichte es uns, die Nutzung zu beobachten, Chancen und Risiken zu analysieren und daraus Handlungsempfehlungen für die Zukunft abzuleiten.
Die Rolle von Generativer KI in der öffentlichen Verwaltung
Laut Christoph Zech ist generative KI eine der einflussreichsten Technologien, die er in 30 Jahren Berufserfahrung kennengelernt hat.
„Mitarbeitende, die generative KI gezielt nutzen können, haben einen grossen Vorteil gegenüber denen, die es nicht können“, erklärt er und betont, wie KI die Produktivität und Effizienz der Mitarbeitenden steigern kann.
Er identifiziert zwei Schlüsselbereiche, in denen KI die öffentliche Verwaltung revolutionieren kann:
- Persönliche Assistenz – KI kann Mitarbeitende bei alltäglichen Aufgaben wie Schreiben, Übersetzen oder Recherchieren unterstützen.
- Spezialisierte Anwendungen – KI-gestützte Tools können Meetings transkribieren, Entscheidungsprozesse erleichtern und kreative Prozesse in öffentlichen Verwaltungen fördern.
Herausforderungen: Datenschutz & menschenzentrierter Ansatz
Trotz der klaren Vorteile sieht Christoph Zech zwei zentrale Herausforderungen:
- Datenschutz: Öffentliche Verwaltungen arbeiten mit sensiblen Daten, was die Integration von KI komplex macht. „Wir fokussieren uns auf Anwendungsfälle, die keine personenbezogenen oder vertraulichen Daten beinhalten“, betont er.
- Nutzer*innen-Akzeptanz: Es ist entscheidend, dass sich Mitarbeitende mit der Nutzung von KI wohlfühlen. Winterthur setzt deshalb auf eine proaktive Schulungsstrategie, die Kickstarter-Trainings sowie praxisnahe Schulungen für Mitarbeitende und Führungskräfte umfasst.
„Es ist essenziell, die Menschen von Anfang an einzubeziehen, auf ihre Bedürfnisse einzugehen, intuitive Anwendungen zu schaffen und Bewusstsein für Chancen und Risiken zu schaffen. Mir persönlich ist es wichtig, nicht mit den Risiken zu beginnen, aber chancenorientiert an die Sache rangehen.“, unterstreicht Christoph Zech.
Wie Winterthur KI heute nutzt
Winterthur verfolgt einen pragmatischen und experimentellen Ansatz und lanciert über die Smart City-Initiative gezielte Innovationsprojekte. Ein besonders erfolgreiches Beispiel ist ein KI-gestütztes Sprach-Tool, das auf der LiipGPT-Technologie basiert.
„Unser KI-gestütztes Tool ‘TextMate’ hilft Mitarbeitenden, offizielle Texte barrierefrei und diversitätsgerecht zu formulieren. In nur sechs Monaten wurde es über 12'000-mal genutzt – mit einer Nutzer*innen-Zufriedenheit von 88 %“, berichtet Christoph Zech stolz.

Tipps für andere Städte und Organisationen
Für Gemeinden, die den Einstieg in KI erwägen, rät Christoph Zech davon ab, zu viel zu planen:
„Startet nicht mit einer riesigen Strategie. Fangt einfach an und experimentiert – natürlich immer im gesetzlichen Rahmen.“
Er hebt zudem die Bedeutung von KI-Botschafter*innen innerhalb der Organisationen hervor, die den Einsatz vorantreiben und Begeisterung wecken.
Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe – basierend auf Vertrauen und Innovation
Christoph Zech beschreibt die Zusammenarbeit zwischen Winterthur und Liip als inspirierenden und wertvollen Prozess: „Unsere Partnerschaft war geprägt von Agilität, Pragmatismus und Professionalität. Der offene Wissensaustausch war extrem wertvoll, und wir haben auf Augenhöhe zusammengearbeitet“, reflektiert er. Besonders wertvoll war, dass Liip bereits Erfahrung mit ähnlichen Projekten in anderen öffentlichen Verwaltungen hatte.
Während sich KI stetig weiterentwickelt, setzt die Stadt Winterthur ein Vorbild dafür, wie öffentliche Verwaltungen das Potenzial von KI verantwortungsvoll und effektiv nutzen können.