Die erste Ausgabe des Wirtschafts-Forum für nachhaltige Entwicklung wurde kürzlich in Fribourg durchgeführt. Wir haben uns gefreut, einen aktiven Beitrag zu diesem Event leisten zu können, das Unternehmerinnen, Vertreterinnen öffentlicher Verwaltungen, Forschende und Expert*innen zusammenbrachte, um Vorträge und Workshops über Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung zu halten.

Die Wirtschaft braucht Updates

Nach den Begrüßungsworten von Christophe Emmenegger, Direktor der Handels- und Industrie­kammer Freiburg (CCIF), ergriff Gerhard das Wort, um das Forum zu eröffnen. Er stellte die zentrale Frage in den Raum: „Ist die Wirtschaft für uns, die Menschen, gemacht?“ Dafür blickte er auf das 20. Jahrhundert zurück. Das Wirtschaftswunder des letzten Jahrhunderts bedeutete grosses Wachstum und Fortschritt. Doch der Preis dafür war hoch: die Erde wurde schlecht behandelt – mehr Plastik im Wasser, Abholzung und das 6. Massen­aus­sterben (das 5. war die Ausrottung der Dinosaurier). All diese Schädigungen der Erde und ihrer Ressourcen sind das, was man die Tragödie der Allmende nennt – Güter, die niemandem gehören und gleichzeitig allen gehören.

Angesichts dieses traurigen Befunds stellt sich die Frage: Was tun? Um die ökonomische Nachhaltigkeit zu verbessern, identifizierte Gerhard drei Changes für die Wirtschaft:

  1. Erstes Update – die Arbeitsweise: Ein Arbeitsumfeld 2.0, oder „Koopetition“ – die beste Kombination aus Kooperation und Wettbewerb. Open Source ist ein gutes Beispiel, insbesondere Linux, das für die Verwaltung des Internets und von Smartphones verwendet wird. Es gibt Wettbewerb, aber die Zusammenarbeit ermöglicht es, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten.

  2. Zweites Update – die Kreislaufwirtschaft: Ein weiteres Update für die Wirtschaft, insofern sie lokal ist. Erneuerbare Energien sind ebenfalls ein wichtiger Bestandteil dieser Kreislaufwirtschaft. Nachhaltigkeit im Design ist ebenfalls entscheidend. Es geht darum, die Lebensdauer eines Produkts zu verlängern. Das Leben danach und die Möglichkeiten des Recyclings, der Wiederverwendung und der Reparatur von Produkten ist ebenso entscheidend.

  3. Drittes Update – die Art und Weise, wie wir die Ergebnisse eines Unternehmens betrachten: Die klassische Buchhaltung misst nur die finanziellen Ergebnisse eines Unternehmens, berücksichtigt jedoch keine externe Effekte, insbesondere die Umweltauswirkungen. Um diesen Mangel zu beheben, haben wir intern das „Progress Metric“ entwickelt, das sowohl die positiven als auch negativen Auswirkungen unserer Projekte berücksichtigt. Dabei sind wir ein Dienstleistungsunternehmen und Teil einer grösseren Wertschöpfungskette. Es ist wichtig, diesen Aspekt in die Bewertung des Unternehmenserfolgs einzubeziehen, der nicht nur auf wirtschaftlichen Kriterien beruhen sollte.

Die nachhaltige Wirtschaft, oder Makroökonomie, war auch das zentrale Thema der Rede von Professor Sergio Rossi von der Universität Fribourg. Seiner Ansicht nach braucht es eine systemische Perspektive für das Gemeinwohl, bei der die Auswirkungen wirtschaftlicher Aktivitäten und öffentlicher Entscheidungen auf alle Kapitalarten (natürliches, menschliches und soziales Kapital) berücksichtigt werden. Die wichtige Rolle des natürlichen Kapitals und die Notwendigkeit, es zu schützen, muss ebenso anerkannt werden. Es ist auch wichtig, sich der positiven und negativen Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Kapitalarten bewusst zu sein. Schliesslich gilt es zu vermeiden, dass man sich beim Schutz der natürlichen Ressourcen allein auf die Gesetze des Marktes verlässt.

Genau wie Gerhard die klassische Buchhaltung als begrenzt hält, betonte auch Professor Rossi, wie wichtig es ist, nicht nur das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zu beachten. Statt dieses rein wirtschaftlichen Indexes sollte auch das individuelle Wohlbefinden gemessen werden, das sowohl die Lebensqualität als auch die Umweltqualität umfasst. Schliesslich ist es entscheidend, nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu fördern und das Wachstum, das dies nicht tut, zu bestrafen.

Digitale Lösungen für weniger Konsum

Nach den Plenarvorträgen konnten die Teilnehmenden bei verschiedenen Workshops mitmachen, die sich mit Themen wie Mobilität, grünen Investments, Labels und Programmen, Unternehmensabfällen und nicht zuletzt der digitalen Wirtschaft befassten. Letzterer wurde, wie du vielleicht schon erraten hast, gemeinsam mit Liip durchgeführt.

Wir haben es bereits mehrfach erwähnt: Die Digitalisierung ist ein nicht unerheblicher Teil der nachhaltigen Entwicklung. Sie hat einen beträchtlichen Umwelteinfluss, auch wenn dieser manchmal schwer messbar ist. Aber sie spielt auch eine positive Rolle und kann mit digitalen Lösungen zur Bewältigung der Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung beitragen.

In diesem Workshop wurde Jonas von Sébastien Bron, dem CEO und Mitbegründer von Yord, unterstützt – einer unserer Kunden, der eine KI-basierte Lösung zur Steuerung, Regulierung und Optimierung der Temperatur in Gebäuden anbietet. Eine schlechte Regulierung der Heizungen führt zu 3,3 Millionen Tonnen CO2, und es würde über 50 Jahre dauern, um die alten fossilen Heizungen zu ersetzen. Yord ist ein Heizungsoptimierer, der mit Sensoren und Algorithmen die Heizung effizient regelt. Die Lösung bietet einen Ammortisationszeitraum von 2 Jahren und spart 151 Tonnen CO2.

Jonas und Sébastien stellten den Teilnehmenden die Herausforderung, den „App Store der Nachhaltigkeit“ zu entwickeln – also eine Reihe von Apps, die die Nachhaltigkeit fördern. Diese Gruppenarbeit ermöglichte es, Entwürfe für Apps zu präsentieren, die die Kreislaufwirtschaft und das Teilen von Ressourcen unterstützen, wie etwa Carsharing oder die Verlängerung der Lebensdauer von Smartphones.

Nach den Workshops konnten wir uns bei einem Apéro weiter austauschen, bevor eine letzte, nicht weniger bedeutende Rede gehalten wurde. Das Forum hatte Gunter Pauli eingeladen, einen renommierten Unternehmer und Ökonomen, dessen Konzept der „Blue Economy“ weltweit bekannt ist. Diese Vision, dass Innovation und Unternehmertum Teil der Lösung für Umweltkrisen sind, sorgte für einen positiven Abschluss des Abends – auch wenn noch viel zu tun bleibt und es schnell gehen muss.