Das Thema Klimawandel wird oft unter dem Blickwinkel individueller und politischer Massnahmen betrachtet. Dennoch müssen auch Unternehmen – unabhängig von ihrem Tätigkeitsfeld und ihrer Grösse – Verantwortung übernehmen. Es passte daher gut, dass unsere Konferenz unter dem Motto «Nachhaltigkeit und Mut» stand. Die diesjährige Ausgabe hatte unter anderem zum Ziel, einen gemeinsamen Informationsstand zum Thema Umwelt zu schaffen, uns gegenseitig zu inspirieren, um anschliessend aktiv zu werden. Nichts weniger als das! Zu diesem Zweck haben wir externe Referent*innen eingeladen, um das abzurunden.
Umweltexpert*innen gehen das Problem in seinem ganzen Ausmass an
Professor Andreas Fischlin an der ETH Zürich, und Mitglied des Weltklimarats IPCC, beehrte uns mit einer Keynote zum Klimanotstand. Es ist zwar keine neue Erkenntnis, aber – es brennt. In seinem etwa 40-minütigen Beitrag zum Thema Klimatologie erhielten wir einen umfassenden Überblick über die aktuellen und künftigen Auswirkungen der Erderwärmung. Offensichtlich ein wenig erfreulicher Befund, der aber trotzdem mit einer optimistischen Note endete. Es gibt Lösungen, aber wir müssen unverzüglich handeln. Der Biologe und ausgebildete Computerwissenschaftler betonte auch die Bedeutung der Digitalisierung. Wir müssen den übermässigen Energieverbrauch im Zusammenhang mit der Internetnutzung vermeiden, auf nachhaltige Web-Entwicklung setzen und grüne Energie für unsere Server verwenden. Ein weiterer Nutzen der Digitalisierung: digitale Lösungen, die die Energiewende fördern. Auf diesem Gebiet engagieren wir uns bereits, möchten aber noch mehr tun.
Die Energiewende haben wir auch mit David Moreau von negaWatt besprochen. Der Thinktank, der 2002 in Frankreich gegründet wurde, ist inzwischen ein Verein mit 1’200 Mitgliedern und seit 2018 auch in der Schweiz aktiv. negaWatt möchte sich durch die Entwicklung und Förderung von Massnahmen, die auf Energiesuffizienz, Effizienz und Erneuerbarkeit basieren, an der Energiedebatte beteiligen. Dabei stützt er sich auf Szenarien in Bezug auf energiepolitische Verhaltensweisen und Massnahmen. Das Szenario von negaWatt reduziert sowohl CO₂-Emissionen wie auch Importe und kommt ohne Atomenergie aus. Auch die Digitalisierung spielt eine Rolle – dazu hatte David einige Ideen. Die Idee, die mich am meisten angesprochen hat, ist eine Plattform zur Förderung von Wohnungstausch. Dies vor den Hintergrund der Tatsache, dass es zu viele unnötige Neubauten gibt und viele Menschen in Wohnungen leben, die entweder zu gross oder zu weit von ihrem Arbeitsplatz entfernt sind. Eine weitere Idee war eine App für Reisen ohne Flugzeug oder Auto, die genauso benutzerfreundlich ist wie Apps zur Flugbuchung. Alles Inspirationsquellen für uns als Entwickler*innen und Web-Designer*innen.
Die globale Erwärmung macht sich bereits bemerkbar – besonders in den Bergen und auf den Gletschern. Dies hatte auch der amerikanische Snowboarder Jeremy Jones festgestellt, der 2007 die weltweit tätige Organisation «Protect our Winters» (POW) gründete. Seit 2017 hat POW auch eine Zweigniederlassung in der Schweiz, die uns von Alliance Manager Luc Heering vorgestellt wurde. POW ist eine Organisation von der und für die Outdoor-Community bestehend aus Naturliebhaber*innen, Sportlerinnen, Künstler*innen, Markenvertreter*innen und Wissenschaftler\innen. POW engagiert sich in folgenden vier Bereichen: Mobilität, Ernährung, Bildung und Advocacy. Deshalb wird eine überwiegend digitale, positive und emotionale Kommunikation eingesetzt, um diese Leidenschaft für die Natur in konkrete Massnahmen umzuwandeln.
Der Übergang vom Bewusstsein zum Handeln
Nach einem köstlichen veganen Mittagessen haben wir uns mit Thibaud Guillaume-Gentil über das Thema Ernährung ausgetauscht. Dabei habe ich erfahren, dass 28 % der Umweltbelastung durch den Schweizer Konsum auf die Ernährung zurückzuführen sind – eine schwer verdauliche Tatsache. Eine gute Nachricht ist hingegen, dass die Verwendung von Lebensmitteln aus biologischem und regionalem Anbau die CO₂-Emissionen je nach Szenario um 5 bis 30 % senken kann. Die solidarische Landwirtschaft (SOLAWI), die auf der Basis von Bio-Bauernhöfen Produktionsbetriebe und Konsument*innen direkter miteinander vernetzt, bietet einen Lösungsansatz. Letztere können über ein Abo erntefrische Hof Erzeugnisse beziehen oder auch auf dem Hof mitarbeiten. Die digitalen Technologien sind dabei Bindeglieder in dieser Kette. Thibaud, der Gründer des SOLAWI-Betriebs «Rage de Vert», ist selbst Entwickler. Er hat einen Open-Source-Manager erstellt, um den SOLAWI-Betrieben bei ihren administrativen Aufgaben zu helfen (E-Shop, Rechnungsstellung, Mitgliederbereich usw.). Dabei handelt es sich um ein weiteres inspirierendes Beispiel für ein Open-Source-Produkt, das einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet.
Dr. Anaïs Tilquin von Renovate Switzerland, einer internationalen Kampagne, die seit Kurzem auch in der Schweiz vertreten ist, thematisierte zudem den grossen CO₂-Fussabdruck, der durchs Wohnen verursacht wird. Angesichts der Untätigkeit der Regierung in Sachen Klimaschutz setzt die Kampagne auf den zivilen Widerstand ihrer Mitglieder (inspiriert von der Kampagne des zivilen Ungehorsams, die in den 1960er-Jahren in den USA zur Beendigung der Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln führte). In der Schweiz blockierten Mitglieder Autobahnen, um ihrer Forderung Gehör zu verschaffen: Der Bundesrat soll Sofortmassnahmen ergreifen, um bis 2040 eine Million Häuser, die eine Isolierung benötigen, zu sanieren. Dazu muss die Höhe der Sanierungszuschüsse verfünffacht und die Ausbildung von 100’000 zusätzlichen Arbeitskräften bis 2025 sichergestellt werden. Auch in der Schweiz entstehen neue soziale Bewegungen, die, angesichts der fehlenden politischen Massnahmen für den Schutz des Klimas, nach neuen Wegen suchen, um die Dinge voranzutreiben. Ist das, was als radikal angesehen wird, nicht in Wirklichkeit eine angemessene Reaktion auf den Klima Notstand, den manche (noch?) nicht oder nicht vollständig erkennen?
Was wir bei Liip mehr fürs Klima tun können
Diese Expert*innen gaben uns im Laufe des Tages interessante Einblicke in die zukünftigen Herausforderungen. Wir freuten uns besonders darüber, dass wir im Anschluss unsere neue Initiative vorstellen konnten: «Liip contributes». Um einen aktiven Beitrag zu leisten, richten wir ein Programm ein, das es unseren Mitarbeitenden ermöglichen wird, NGOs, die sich für die Energiewende einsetzen, im Rahmen ihrer Arbeit zu unterstützen. Wir haben einen Workshop mit zahlreichen Liipern veranstaltet, um über die Einführung eines solchen digitalen Beitragsprogramms nachzudenken. Dabei haben wir uns mit verschiedenen Herausforderungen auseinandergesetzt. Zum Beispiel mit der Finanzierung, die Verbindung zu unserem Geschäft oder die Auswahl der Begünstigten. Aber all diese Herausforderungen sind es Wert angepackt zu werden, wenn wir die Vorteile unserer «Liip contributes» Initiative betrachten. Diese werden wir bald ausführlicher mit euch teilen.
Während dieser Konferenz hatten wir den Mut, uns schwierige Fragen zu stellen. Fragen, die wir zu beantworten versuchen. Den Expert*innen auf der Konferenz zuzuhören und die grosse Begeisterung sowie die Handlungsbereitschaft der Liiper zu sehen, war auf jeden Fall ein guter Anfang.