Die Mobiliar verwendet das SAFe Framework (Scaled Agile Framework) seit zwei Jahren im Bereich IT-Delivery. Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, am âProduct Increment Planningâ (PI-Planning) in Nyon teilzunehmen. Da kamen sieben Teams zusammenkamen, um die Arbeit der nĂ€chsten drei Monate zu planen. Hier fĂŒnf positive Take-aways von diesem intensiven Tag und SAFe ganz allgemein:
Alles steht und fÀllt mit den Teams
Obwohl das auf dem riesigen SAFe-Diagramm vielleicht nicht gleich ersichtlich ist, zielt der ganze Prozess schlussendlich darauf ab, den Entwicklerteams das bestmögliche Arbeitsmaterial zur VerfĂŒgung zu stellen. Der Bereich IT der Mobiliar ist in rund 40 Scrum-Teams gegliedert, die alle in derselben Kadenz arbeiten. FĂŒnf Zwei-Wochen-Sprints und ein Innovation-Sprint pro Quartal - das bildet zusammen ein âProduct Incrementâ, oder PI.
Der Tag begann mit einigen motivierenden und inspirierenden Reden zum Thema Teamwork â einschliesslich Al Pacinos berühmter Rede aus dem Film „An jedem verdammten Sonntag”. Dieser Fokus auf Teams könnte die Leser meiner BeitrĂ€ge an meinen Blogpost zu „Der Loop-Approach“ erinnern. Selbstorganisierte Teams eignen sich am besten zur Wertschaffung.
Der GeschÀftsprozess und nicht die Firmenhierarchie bestimmt die Rollen
SAFes offensichtliche KomplexitĂ€t mag uns einschĂŒchtern (auch bei mir macht sich dieses GefĂŒhl bemerkbar). Was ich daran aber wirklich schĂ€tze, ist der Aufbau. Die spezifischen Rollen werden durch âValue Deliveryâ, den Wertbeitrag, und nicht durch die Hierarchiepyramide des Unternehmens bestimmt. NatĂŒrlich hat die Mobiliar nach wie vor eine organisatorische Hierarchie. SAFe stellt jedoch sicher, dass der Arbeitsalltag der meisten Mitarbeitenden dadurch bestimmt wird, welchen Wert sie generieren, und nicht wem sie unterstellt sind. Wenn du mit Scrum arbeitest, weisst du sicher, was ich meine â es gibt keine Hierarchiestufe zwischen Product Owner und Entwickler. Nur unterschiedliche ZustĂ€ndigkeiten. Bei Liip verwenden wir Holacracy. Diese Rollenstruktur hat wesentlich dazu beigetragen, zu klĂ€ren, wer wofĂŒr verantwortlich ist. Ausserdem können Entscheidungen dadurch gegebenenfalls ohne Eskalation getroffen werden.
Iterationen auf allen Stufen
Agile Methoden fördern ein Learning Mindset, also die Offenheit fĂŒr kontinuierliches Lernen - meiner Meinung nach einer ihrer grössten Vorteile. Jede Vorgehensweise wird hinterfragt, und dieses laufende Hinterfragen und Herausfordern fĂŒhrt zu kontinuierlichen Verbesserungen. Ich habe nur einen Tag bei der Mobiliar verbracht und dieses Mindset auf verschiedenen Stufen beobachtet â sowohl auf der allgemeinen Ebene als auch auf der Detailebene. Das PI-Planning in SAFe beruht auf einem dreimonatigen Zyklus, der allgemeine Ăberlegungen und Verbesserungen ermöglicht. So könnte auf der allgemeinen Ebene beispielsweise eine Frage wie: âWie können wir unsere SchĂ€tzung der geleisteten Arbeit bis zum nĂ€chsten PI verbessern?â auftauchen. Gleichzeitig wurde letzten Montag auf der Detailebene die tagesaktuelle Team-Koordination hinterfragt und sofort vor Ort verbessert.
Mit laufender Optimierung zum Erfolg!
Zusammenarbeit steht an erster Stelle
Das hohe Mass an Zusammenarbeit, das ich an diesem Tag miterlebte, hat mich positiv ĂŒberrascht. Wenn man parallel mit verschiedenen Teams arbeitet, braucht es ziemlich viel Koordinationsarbeit. Scrum Master und Product Owner schwirrten zwischen den Teams hin und her und sorgten dafĂŒr, dass Risiken und AbhĂ€ngigkeiten identifiziert und kommuniziert wurden. Teams, die zu viel zu tun hatten, fanden passende Partner, die ihnen gewisse Arbeiten abnahmen.
Die Zusammenarbeit beschrĂ€nkte sich nicht auf die einzelnen Teams. Die letzte Veranstaltung an diesem Tag war der âManagement Reviewâ. Hier wurden die grössten Risiken des laufenden PI-Plannings identifiziert und gemindert. Es hat mich begeistert, wie dieser Programmteil prĂ€sentiert wurde: sehr pragmatisch und transparent. Das Management (hierarchische Stakeholder, die nicht im SAFe-Prozess involviert sind), Produktmanagerinnen und Teamvertreterinnen erörterten ein Problem ums andere, um praktisch umsetzbare Lösungen zur Entlastung der Teams zu finden. Chapeau!
Unternehmenswertorientiert
Bei Liip setzen wir unseren Fokus stark auf Wertmaximierung und arbeiten zu diesem Zweck mit Methoden wie Lean Startup Canvas oder Minimum Viable Product (MVP). In dieser Hinsicht funktioniert SAFe Ă€hnlich wie Scrum â Transparenz bezĂŒglich KapazitĂ€t erfordert eine starke Priorisierung des Produktportfolio-Managements.
Das Produktportfolio-Management erfolgte natĂŒrlich vor dem PI-Planning und fĂŒhrte wahrscheinlich zu einigen Diskussionen :). Beim PI-Planning wurden die betroffenen Produkte nach PrioritĂ€t und Position auf der Roadmap vorgestellt. Das vermittelte allen Anwesenden ein gutes VerstĂ€ndnis der GeschĂ€ftsanforderungen. Als ausfĂŒhrlicheres Fallbeispiel wurde ein Produkt vorgestellt, wobei der Fokus auf die Produktziele, die Zielgruppe und die Wettbewerbsvorteile (USPs) des Produkts gelegt wurde. Ich kann Folgendes nicht genug betonen: Im Fokus auf das Warum liegt der entscheidende Unterschied, sowohl hinsichtlich Motivation als auch in Bezug aufs VerstĂ€ndnis.
SAFe genug um es zu versuchen?
NatĂŒrlich weist SAFe auch einige Schwachpunkte auf (es ist also nicht erstaunlich, dass die Mobiliar daneben auch noch einige Schnellboat-Teams unterhĂ€lt). Wahrscheinlich ist es fĂŒr grosse IT-Organisationen am geeignetsten. Allerdings war ich erfreut darĂŒber, dass agile Werte in einem so strukturierten, gross angelegten Umfeld ĂŒberleben und florieren können.
Möchtest du dich darĂŒber austauschen, wie du deine Organisation weiterentwickeln und agiler machen kannst? Wir freuen uns auf deine Kontaktaufnahme.