Zwischenstand bei der Eruierung von potenziellen Handlungsfeldern, wie die MINT-Branche gegen den Mangel von weiblichen Fachkräften vorgehen kann.
Seit September 2023 läuft seitens Institut für Gender & Diversität der Ostschweizer Fachhochschule eine Studie zur Ermittlung weiterer Handlungsfelder, wie die MINT-Branche mehr weibliche Fachkräfte für sich gewinnen kann. Bei Liip haben wir einen Frauenanteil von über 30%, wir liegen also 10% über dem Industriedurchschnitt. Eine Methode zur Steigerung des Frauenanteils vermutet man im New Work Ansatz. Diesen muss man als Chance erkennen, um sowohl zukunfts- als auch wettbewerbsfähig zu bleiben.
Anhand konkret identifizierter Bedürfnisse der Zielgruppe (zukünftige weibliche Fachkräfte im MINT) soll eine Strategie für die Gewinnung und Bindung von weiblichen Fachkräften entwickelt werden. So können unternehmensspezifische Massnahmen umgesetzt und nachhaltig im Unternehmen verankert werden. Wie können die Unternehmenskultur und das Arbeitsumfeld für weibliche Fachkräfte attraktiver gestaltet werden?
Im Zeitraum von September 2023 bis Juni 2024 wurde mithilfe folgender Etappen ein Zwischenergebnis ausgearbeitet:
- Systematische Literaturanalyse mit dem Fokus auf Werte und MINT-Erleben; diese wurde auf Individuumsebene und Organisationsebene durchgeführt.
- Mit einer schweizweiten Online-Umfrage wurde eine Bedarfserhebung von zukünftigen MINT-Fachkräften (Schüler*innen, Lernende, Studierende und Quereinsteigende) durchgeführt.
- Mit den Fokusgruppen (zu denen wir ebenfalls gehören) wurde zur Bedarfserhebung ein Erfahrungsaustausch mit erfahrenen weiblichen MINT-Fachkräften durchgeführt.
- Auswertung und Analyse dieser Erhebungen zur Erstellung eines Zwischenberichts.
Die quantitative und qualitative Auswertung beider Ergebnisse und die marginalen Unterschiede sind hier zusammengefasst und einsehbar: 180624_zusammenfassung_mint_igd_ost.pdf Die Auswertungen und Zwischenergebnisse wurden im Juni der Öffentlichkeit in der Firma Bühler AG in Uzwil vorgestellt. In den Gruppen- und Forumsdiskussionen wurde Liip von Joanita Bonnier und Denis Haramincic vertreten.
Einige Key Findings der Online-Umfrage sind, dass zukünftige Arbeitgebende ihren Fokus auf Mitarbeitendenorientierung (sagen 61% der weiblichen Studienteilnehmenden), Fairness (53%), Respekt (50%) und Chancengerechtigkeit (50%) im Unternehmen legen sollten. Die Studienteilnehmerinnen erwarten ein wertschätzendes (96%) und diskriminierungsfreies (88%) Arbeitsumfeld, in dem eine gute Feedback- und Fehlerkultur (91%) sowie Vertrauen (92%) gelebt wird. Die ICT und Informatik scheint bei Mädchen und Frauen verstärkt gefördert zu werden und erhält am meisten Akzeptanz, die anderen MINT-Ausrichtungen noch nicht.
Bei der Auswertung der Fokusgruppen ergaben sich folgende Erkenntnisse:
- Der Einfluss der Eltern auf die spätere Berufswahl ist gross, häufig waren das die Beweggründe zum Ergreifen eines MINT-Berufs.
- Die Unternehmenskultur muss sich ändern, es gab zu viele negative Erfahrungen von Frauen in MINT-Berufen.
- Eine Herausforderung für Frauen in MINT-Berufen stellt die Infrastruktur dar, die noch nicht für Frauen bereit ist.
- Damit Frauen für das Unternehmen gewonnen werden können, muss die Chancengerechtigkeit im Unternehmen gelebt werden.
- Damit Frauen in Unternehmen gehalten werden können, sind durchmischte Teams wichtig.
- Damit Interessen geschlechtsunabhängig gefördert werden können, sind Änderungen in der Gesellschaft und Branche nötig.
Die Takeaways aus der Studie sind, dass sich Mädchen und junge Frauen immer noch durchsetzen müssen, wenn sie sich für MINT-Fächer und Berufe interessieren, sei es in ihrem Umfeld oder der Schule. Sie wünschen sich berufliche Sicherheit und ihnen ist die Struktur und Führung in der Firma wichtig. Gewünscht wird eine vorurteilsfreie Zusammenarbeit sowie ein wertschätzender und respektvoller Umgang im Unternehmen. Das Vertrauen in die Fähigkeiten der Mitarbeitenden ist wichtig, aber auch die Wahrnehmung und der Respekt für die Funktion, die man innehat. Feedback ist erwünscht, damit man lernen und sich weiterentwickeln kann. Es werden Nischen in MINT angestrebt.
In der Auswertung fehlen noch die Interviews mit den Berufsaussteigerinnen.
Der nächste Schritt der MINT-Studie ist die Erstellung eines Gesamtberichts über alle Erhebungen bis September. In jeder Firma wird der IST-Zustand mit den Ergebnissen des Gesamtberichts in einem Workshop abgeglichen. Bis Ende Jahr werden daraus pro Firma unternehmensspezifische Massnahmen entwickelt. Anfang 2025 werden aus einem allgemeinen Empfehlungskatalog Massnahmen für jede einzelne Firma erstellt. Bis Ende Frühling 2025 sollen mit ein bis zwei Workshops die erarbeiteten Massnahmen in den Firmen verankert werden. Im Juni 2025 erfolgt dann der Abschlussbericht sowie eine Abschlussveranstaltung für alle Unternehmens- und Kooperationspartner*innen.
Wir als Liipers freuen uns nicht nur auf die Ergebnisse. Wir sind auch stolz und glücklich, der MINT-Branche mit unseren Erfahrungen zur Seite zu stehen und das Vorhaben weiterzutreiben. Nur wenn die Allianz breiter wird, haben wir zusammen, und nicht nur alleine, politisch und gesellschaftlich Chancen, den Frauenanteil nicht nur in dieser Branche auszugleichen.