Mein Einstieg in die âJungs Weltâ erfolgte am 1. August 2016. Mit grosser Aufregung machte ich den Schritt in die Arbeitswelt und begann meine Lehre als Applikationsentwicklerin. Ich fand mich schnell im Team ein und fĂŒhlte mich auf Anhieb wohl. Nach drei Wochen begann die Schule, jeweils am Montag und Dienstag. Und tja wie soll ich sagen? In der Schule lernte ich die andere Seite kennen.
Anfangs wurde ich von der Klasse ausgeschlossen, durch sinnlose Vorurteile. MÀdchen in technischen Berufen? Ob die sich durchsetzen können? Wird sie hineinpassen?
Das alles ist nur blödes Gequatsche! Aber der Anfang war, speziell fĂŒr mich, ein schwerer Umstieg. Vor der Lehre war ich in einer MĂ€dchenschule, wo Jungs eine andere Welt waren. Nun bin ich in einer Klasse mit zwei MĂ€dchen unter 20 Jungs. FĂŒr mich bedeutete dies erstmal, mich zu beweisen und herausfinden muss, ob ich das alles durchstehe.
Vier Jahre bis zur Applikationsentwicklerin
Die Lehre als Applikationsentwicklerin dauert vier Jahre, was eine lange Zeit ist. Das Leben ist so wie meine Mutter immer sagt, voller Höhen und Tiefen. Aber wenn du es wirklich willst, solltest du alles probieren.
FĂŒr mich ist das wichtigste, am Beruf Spass zu haben, zu wissen, dass es das Richtige ist und dass ich die Berufswahl auch spĂ€ter sicherlich nicht bereuen werde. Darum beschloss ich mich zusammen zu reissen und zu zeigen, dass ein MĂ€dchen auch in der Informatik am richtigen Platz ist. Ich habe viel WillensstĂ€rke, Kraft, UnterstĂŒtzung, Geduld und am wichtigsten Selbstbewusstsein gebraucht. In der ersten Zeit in der Schule, hatte ich alles versucht um zu der Klasse zu gehören und wurde trotzdem ausgestossen. Jeden Tag habe ich mir den Kopf darĂŒber zerrissen. Warum mögen sie mich nicht? Wie denken sie von mir? Habe ich ihnen was getan? Habe ich so etwas verdient?
Ich begann langsam die Hoffnung aufzugeben, meine Geduld verlief und meine Kraft wurde immer weniger. In den darauffolgenden Wochen hatten wir einige Gruppenarbeiten und Projekte. Ich habe aktiv mitgemacht, meine Ideen hineingebracht, mein Wissen offenbart und meine Meinung gesagt. In diesem Moment merkten die Jungs, dass ich nicht nur Schminke und Kleider im Kopf habe. Sie erkannten, dass ich auch was kann, dass ich genau so viel wie sie kann, wenn nicht sogar mehr. Ich muss nicht nur immer ĂŒber Schönheit und Promis reden, ich will auch ĂŒber Computer und technische Sachen reden.
UnterstĂŒtzung nutzen
Mir ist bewusst, dass ich das alles nicht ohne die groĂzĂŒgige UnterstĂŒtzung meiner Familie geschafft hĂ€tte. Meine Mutter sagte mir in dieser Zeit immer, wie sehr sie zu mir steht, dass die ganze Familie so stolz auf mich ist. Meine Familie kam mich besuchen, auch wenn uns LĂ€nder trennen. Sie haben mir StĂ€rke gegeben und ich bin sehr stolz darauf eine solche Familie zu haben. Meine Familie gab mir mein LĂ€cheln und mein Charakter zurĂŒck, dank ihnen bin ich noch ich. Durch sie bemerkte ich, auch wenn ich noch Jung bin, den Sinn des Lebens. Es ist egal was andere von dir denken, ich muss meinen Weg gehen auch wenn es ein Steiniger ist. Ich werde mich nicht fĂŒr mein Aussehen oder meine Persönlichkeit schĂ€men, so etwas muss ich mir nicht erlauben. Sie standen immer hinter mir, wo ich schon lange aufgegeben hĂ€tte.
Das KĂ€mpfen lohnt sich
Auch wenn es mir anfangs schwer fiel und ich sehr viele Tiefpunkte hatte, bin ich froh, diese Zeit durchlebt zu haben. Ich lernte mich immer wieder aufzurichten und weiterzumachen und mich nicht mit anderen zu vergleichen. Jeder Mensch ist einzigartig so wie er ist und nicht akzeptiert zu werden ist nichts schlimmes. Denn das zeigt nur, dass ich anders bin als die anderen.
Gleich zu sein ist und wird langweilig bleiben. Ich will nicht immer nur das Gleiche erleben, ich will Abwechslung und neue Abenteuer erleben. Ich wurde durch diese schwere Zeit stĂ€rker, reifer und selbstbewusster. Zu wissen wer ich bin und was ich werden will, ist ein gutes GefĂŒhl. Nun weiss ich was mein Ziel ist und was ich erreichen muss und will. RĂŒckblickend hat sich jede Sekunde des KĂ€mpfens gelohnt hat.
Mein Wunsch ist es, mehr MĂ€dchen/Frauen in der Informatik und anderen technischen Berufen zu sehen. Die Informatik ist ein tolles Gebiet, in welchem es so viele Möglichkeiten gibt, so viele Gebiete und so viele offene Stellen. Und auch wenn ein Start schwierig sein kann: FĂŒr mich hat er sich jetzt schon gelohnt.